Sicherheit ist ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen und deren Gewährleistung eine große Herausforderung für den Staat, die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger. Die Diskrepanz zwischen dem Sicherheitsgefühl der Menschen und der tatsächlichen Lage macht deutlich, dass in den Gemeinden und Landkreisen als soziale Aktionsräume viel früher angesetzt werden muss, um negativen Entwicklungen entgegen zu wirken. Und so vielfältig deren Ursachen sind, so vielfältig gestalten sich die Lösungen, um Probleme möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen.
„Wir wollen diese Lösungen miteinander erarbeiten. Um das effektiv und vernetzt zu tun, brauchen wir eine belastbare Struktur“, sagt Wurzens Oberbürgermeister Jörg Röglin. Daher rückt der Kommunalpräventiven Rat Wurzener Land (KPR Wurzener Land) das Thema Prävention in den Fokus. Zu dessen Gründung trafen sich am 16. Februar 2021 Vertreter von Vereinen, sozialen Einrichtungen, Behörden, Polizei; Kirche und Jugendarbeit aus allen vier Gemeinden des Wurzener Landes zu einer digitalen Konferenz.
Die Technik hat funktioniert – die Diskussion ebenso. Denn darüber, dass im Wurzener Land ein solches Netzwerk aufgebaut werden soll, gab es längst keine Fragen mehr. Hier hatte die Beteiligten bereits seit Monaten miteinander abgestimmt, dass bedarfsorientiert neue Sicherheitsstrategien auf lokaler Ebene entwickelt werden müssen, um den sozialen Zusammenhalt einerseits und die gesellschaftliche Teilhabe andererseits – vor allem die individuelle Zufriedenheit – zu fördern.
Daher standen in der Gründungsveranstaltung vielmehr die Strukturen im Mittelpunkt der Debatte. Die Fragen: Wie wollen wir zusammenarbeiten? Welche Arbeitsgruppen brauchen wir? Wie soll der Informationsaustausch zwischen diesen Gruppen erfolgen und welche Informationen brauchen wir, um effektiv arbeiten zu können? Susann Christoph und Torsten Kosuch, die dem Wurzener Land vom Landespräventionsrat als Unterstützung zur Seite stehen, beeindruckte der lebendige, offene Austausch. Es zeige sich, dass durch die Arbeit, welche im Wurzener Land durch die kommunalübergreifende Zusammenarbeit, die hier seit Jahren läuft, bereits eine gute Basis vorhanden ist. Jetzt gehe es darum, die bestehenden Bausteine bündeln und neue Impulse für die kommunale Präventionsarbeit zu setzen. „Effektive Kriminalprävention kann nur auf kommunaler Ebene und nur mit einem gut funktionierenden Netzwerk geleistet werden. Auf keiner anderen Ebene des Staates gebe es deshalb auch nur annähernd so viele Chancen und Möglichkeiten, Kriminalität zu verhindern bzw. Bürgerinnen und Bürger vor Kriminellen zu beschützen. Kommunale Prävention müsse aus einem Netzwerk zwischen Bürgern, Sozialarbeitern und Polizisten, zwischen Psychologen, Lehrern und Drogenbeauftragten, zwischen Jugendamtsmitarbeitern, Sportvereinen und Wohnungsgesellschaften, zwischen Wirtschaft, Kirchen und Justiz bestehen“. Dieses Fazit hatte Prof. Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes a. D., auf einer Veranstaltung "Allianz sichere sächsische Kommune“ in Chemnitz gezogen. Und genau in diesem Sinne werden sich in den nächsten Wochen die Arbeitsgruppen zu ihren ersten Beratungen treffen und eigene Schwerpunkte formulieren. Im April, so die derzeitigen Planungen, tauscht sich da Lenkungsgremium des KPR Wurzener Land dazu aus. Fest steht jetzt schon, dass Jugendkriminalität und Wohnungseinbrüche zwei Themen sind, die in diesem Jahr mit Blick auf präventive Ansätze bearbeitet werden sollen.